König Herodes Antipas, ein Rohr, vom Wind hin- und herbewegt, und Jesus – Auslegung Lukasevangelium 13, 31-33

Lukas 13, 31-33

31 Zu dieser Stunde kamen einige Pharisäer und sprachen zu ihm (Jesus; R. B.): Mach dich auf und geh weg von hier; denn Herodes will dich töten. 32 Und er sprach zu ihnen: Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe böse Geister aus und mache gesund heute und morgen, und am dritten Tage werde ich vollendet sein. 33 Doch muss ich heute und morgen und am folgenden Tage noch wandern; denn es geht nicht an, dass ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem.

Auslegung

Von König Herodes Antipas haben wir schon weiter vorne im Lukasevangelium gehört. Er ist das Schilfrohr, von dem Jesus in Lukas 7, 24 redet.

Lukas 7, 24 Als aber die Boten des Johannes (Johannes der Täufer; R. B.) fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk über Johannes zu reden: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das vom Wind bewegt wird?

Inwiefern war Herodes ein Rohr, das vom Wind bewegt wurde?

Sicherlich haben sich schon viele den Kopf darüber zerbrochen, wer mit dem Rohr in Lukas 7, 24 gemeint sein könnte. Nun, es war sicherlich Herodes Antipas. Wenn wir die Abschnitte im Neuen Testament lesen, wo er erwähnt wird, wird deutlich, dass er immer wieder hin- und hergerissen war zwischen zwei Seiten. Ein Rohr bzw. Schilfrohr hat wenig eigene Stabilität und der Wind beugt es, wie er will, in eine beliebige Richtung. So war auch Herodes instabil, insofern er nicht nach festen, moralischen Prinzipien handelte (egal ob er Schaden davongetragen hätte oder es ihm genutzt hätte), sondern immer so, dass er irgendeinen Vorteil hatte – er war also Utilitarist. Für Herodes heiligte der Zweck die Mittel.

Natürlich präsentierte sich Herodes in Israel als frommer Jude, um sich seine Regierung über die Juden zu erleichtern (Herodes musste immer daran arbeiten, sich den Juden sympathisch zu machen, da er nicht jüdischer Abstammung war bzw. rein biologisch gesehen war er gar kein Jude); und wenn er in Rom bei seinem Vorgesetzten wie z. B. Kaiser Augustus oder Kaiser Tiberius  war, war er ein hingegebener Anhänger der griechisch-römischen Religion (das war wahrscheinlich auch die Religion seines Herzens).

Er hörte einerseits Johannes den Täufer gern, hatte eine gewisse Liebe für ihn, aber nahm auch Rücksicht auf seine Ehefrau, deren Liebe er nicht verlieren wollte. Auf ihr Geheiß hin, ließ er Johannes den Täufer enthaupten trotz der Tatsache, dass er eine gewisse Sympathie für ihn hegte. Am Tag des Weltgerichts wird jedoch seine Liebe zu Johannes als Hass gewertet werden, denn Herodes war nicht bereit, seine Liebe zu Johannes über die Liebe zu seiner Frau zu stellen. Seine Frau war ihm sozusagen mehr wert als Johannes. Die Liebe des Herodes zu seiner Frau ist ein Bild auf die Liebe des unbußfertigen Sünders zur Sünde. Das Ich des unbußfertigen Sünders ist nicht bereit, seinen Bräutigam „alter Mensch der Sünde“ gegen den neuen Bräutigam Jesus Christus einzutauschen. Hätte Herodes Johannes gegenüber seiner Frau vorgezogen, hätte er damit auch Christus gegenüber seiner Ehefrau und seiner innewohnenden Sünde bevorzugt. Das wäre für Herodes der Schritt zum Glauben an Jesus gewesen – er hat ihn leider nicht getan. Herodes riskierte durch die Tötung des Johannes Unruhen im Volk (nichts schlimmeres  gibt es eigentlich für einen Regenten als Dinge wie Unruhen, Aufstände, Rebellionen, etc.; das Volk hielt Johannes für einen Propheten, deshalb konnte seine Tötung Unruhen hervorrufen); das zeigt, wie viel mehr er seine Frau bzw. die Sünde liebte als Johannes.

Matthäus 14, 5 Und er (Herodes; R. B.) hätte ihn (Johannes; R. B.) gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.

Hätte Herodes Gespräche mit Jesus geführt, wäre Jesus mindestens genauso respekteinflößend für ihn gewesen wie Johannes der Täufer (Markus 6, 20 Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war, und hielt ihn in Gewahrsam; und wenn er ihn hörte, wurde er sehr unruhig; doch hörte er ihn gern). Jedoch auch ohne Gespräche mit Jesus zu führen, war für Herodes klar, dass Jesus ein ähnlicher großer Mann Gottes wie Johannes sein musste. Herodes glaubte ja sogar, Jesus sei der auferstandene Johannes.

Markus 6, 16 Als es aber Herodes hörte (von den Zeichen und Wundern Jesu und seiner Jünger; R. B.), sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferstanden.

(Lukas stellt es so dar: Lukas 9, 7-9 7 Es kam aber vor Herodes, den Landesfürsten, alles, was geschah; und er wurde unruhig, weil von einigen gesagt wurde: Johannes ist von den Toten auferstanden; 8 von einigen aber: Elia ist erschienen; von andern aber: Einer von den alten Propheten ist auferstanden. 9 Und Herodes sprach: Johannes, den habe ich enthauptet; wer ist aber dieser, über den ich solches höre? Und er begehrte ihn zu sehen)

Doch jetzt war er nicht hin- und hergerissen zwischen Jesus und seiner Ehefrau (es sei denn, man versteht unter „seine Ehefrau“ seine innewohnenden Sünde, die metaphorisch durch seine Ehefrau Herodias dargestellt wird), sondern zwischen Jesus und dem Volk der Juden. Natürlich wollte Herodes den Juden eine Gunst erweisen, indem er Jesus tötete. Herodes wusste genau, dass „die Juden“ (eigentlich nur die große Zahl von unbußfertigen unter allen Juden) in Jesus nichts als einen Störfaktor sahen (das jüdische Establishment unterstellte Jesus sogar, er sei vom Teufel besessen). Herodes war so ein Egoist, hatte so eine große Liebe zu sich selbst, war so fokussiert auf seinen Nutzen, dass er bereit war um seiner guten Beziehungen zu den Juden (die unbußfertigen) willen Jesus zu töten, von dem er wusste, dass er ein ähnlich großer Mann Gottes wie Johannes war. Das war auch der Grund, warum Jesus ihn „Fuchs“ nannte (Herodes war ein politischer Fuchs, ein gerissener Politiker). Vielleicht dachte Herodes zusätzlich noch, dass es auch um der Römer willen vorteilhaft wäre Jesus zu töten – so dachten ja auch die jüdischen Führer. (übrigens musste Herodes auch bei einer Tötung von Jesus mit Unruhen unter dem Volk rechnen; das aber hätte er in Kauf genommen um der Verbesserung seiner Beziehungen zum jüdischen Establishments willen und zu dem unbußfertigen Teil der Juden).

Johannes 11, 48-50 48 Lassen wir (die jüdischen Führer; R. B.) ihn (Jesus; R. B.) so, dann werden sie (die gewöhnlichen Juden; R. B.) alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute. 49 Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisst nichts; 50 ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe.

(die Geschichte zeigt, dass die Juden als ganzes Volk Jesus dann doch ablehnten und nicht „alle an ihn glaubten“, wie man befürchtet hatte; das Gespräch der o. g. jüdischen Führer fand vor der Kreuzigung Jesu statt; sicherlich kamen viele Juden, die sonst gerne an Jesus geglaubt hätten bzw. ihn vor der Kreuzigung in Ehren hielten, mit seiner Kreuzigung nicht zurecht, die so gar nicht zum traditionellen Bild vom machtvollen Messias passte (es muss viele Juden vor den Kopf gestoßen haben, dass Messias Jesus sich ohne jegliche Gegenwehr kreuzigen ließ); wahrscheinlich ist noch heute Jesu Kreuzigung den Juden ein Ärgernis und hält sie vom Glauben an ihn ab).

Jesus lässt Herodes ausrichten: „Siehe, ich treibe böse Geister aus und mache gesund heute und morgen, und am dritten Tage werde ich vollendet sein; doch muss ich heute und morgen und am folgenden Tage noch wandern.“

Irgendwie scheint Jesus zu Herodes sagen zu wollen: „Solange ich meine Zeichen und Wundern nicht vor dir tue wie eine Art Disney-Jesus, sondern zur Ehre Gottes, bleibe ich auf Gottes Wegen und nichts, auch nicht der Tod, wird mir zustoßen ohne seine Zulassung.“ Jesus sagt gleichsam  zu Herodes: „Ich tue unbeschwert und sorglos meinen Dienst, fülle das Amt aus, das Gott mir gegeben hat; auch wenn du mich töten willst, kann mir in meinem treuen Dienst für Gott nur geschehen, was er zulässt.“ Weiter teilt Jesus Herodes praktisch mit, dass er als kleiner Erdenknilch ihn nicht töten könne, bevor seine Stunde aufgrund der Vorsehung Gottes gekommen sei („am dritten Tage werde ich vollendet sein; doch muss ich heute und morgen und am folgenden Tage noch wandern“). Genauso hätte Jesus Herodes auch mitteilen können: „Du kannst mich erst töten, wenn die Stunde gekommen ist, wo ich sterben will – vorher aber nicht.“ Das Klügste, was Jesus tun konnte, war, nicht zu Herodes zu gehen, um ihm einige „Kunststücke“ vorzuführen, damit jener sein Freund würde, sondern außerhalb des Blickfeldes von Herodes Menschen zu heilen, das heißt Wunder zu tun zur Ehre Gottes, denn dadurch blieb er auf Gottes Wegen, auf denen nichts ohne Gottes Zulassung geschah.

In Lukas 13, 22-30 lesen wir Jesu Worte vom Ringen und der engen Pforte.

Hier in Lukas 13, 31-33 gibt Jesus ein Beispiel, wie man ringt. Jesus hätte leicht Herodes als Freund gewinnen können, wenn er ihm einige „Kunststückchen“ vorgeführt hätte (das zu tun, war für Jesus vielleicht wirklich eine Versuchung; siehe Anmerkung). Dadurch aber wäre Jesus zu einem Disney-Jesus degeneriert. Genau dem  hatte er ja bei seiner Versuchung in der Wüste widerstanden und das war die der Taufe des Johannes würdige Frucht der Buße für den Sohn Gottes (über normale Sünden musste er ja keine Buße tun, denn er war ohne Sünde): Nicht sein Sohn-Gottes-Sein zu missbrauchen, um seinem Mensch-Sein auszuhelfen. Nein, der Sohn Gottes wollte die Niedrigkeit und Hilflosigkeit, die zum Menschsein gehört, einmal voll auskosten. Zeichen und Wunder tat Jesus nur deshalb, weil er durch die Taufe des Johannes ordiniert war. Jesus war durch seine Ordination von Beruf Geistlicher (Apostel). Im Rahmen dieses Berufes tat er Zeichen und Wunder zur Ehre Gottes und zum Wohl der bußfertigen Sünder. Er tat aber keine Zeichen und Wunder um seiner selbst, um des Menschen Jesus von Nazareth willen (Jesus suchte weder den Applaus des Herodes noch den Applaus des Volkes – das war für ihn undenkbar, lag ihm unglaublich fern). Jesus ringt hier den Teufel, vertreten durch Herodes und seine Frau, nieder, indem er christlichen Grundsätzen folgt: Einem Christen, der treu auf Gottes Wegen geht, geschieht nichts ohne Gottes Zulassung – und: Alles hat seine Zeit, kann nur zu bestimmten Zeitpunkten geschehen.

Anmerkung:

Jesus  hatte kein sündiges Fleisch wie wir Menschen. Er musste nicht mit Lüsten, Begierden und sündigen Neigungen kämpfen wie ein normaler Mensch. Die Versuchungen Jesu waren anderer Art: Er war ständig versucht, seine Niedrigkeit als Mensch zu verlassen bzw. bei Problemen einfach seine göttliche Wunderkraft zu gebrauchen, was ein Missbrauch seiner göttlichen Kraft gewesen wäre. Gott aber wollte und er selbst auch, dass er menschliche Probleme mit menschlichen Mitteln löste – er sollte wirklich voll und ganz Mensch sein. Gab es keine menschliche Lösung, blieb nur das willige Leiden und Ertragen ohne Einsatz göttlicher Kraft.

 

Herodes und Johannes der Täufer

Matthäus 14, 1-12

1 Zu der Zeit kam die Kunde von Jesus vor den Landesfürsten Herodes. 2 Und er sprach zu seinen Leuten: Das ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. 3 Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, gefesselt und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. 4 Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, dass du sie hast. 5 Und er hätte ihn gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten. 6 Als aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel dem Herodes gut. 7 Darum versprach er ihr mit einem Eid, er wolle ihr geben, was sie fordern würde. 8 Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! 9 Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben, 10 und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. 11 Und sein Haupt wurde hereingetragen auf einer Schale und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter. 12 Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leichnam und begruben ihn; und sie kamen und verkündeten das Jesus.

9 Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben, 10 und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten.“

Warum wurde Herodes traurig?

Antwort:

Nicht weil er Mitleid mit Johannes hatte, sondern weil er befürchtete, die Tötung des Johannes würde Unruhen im Volk hervorrufen. Nichts schlimmeres gibt es für einen Regenten als Unruhen im Volk – „und was würden die Römer dazu sagen?“

Vers 5: Und er (Herodes; R. B.) hätte ihn (Johannes; R. B.) gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.

Markus 6, 14-29

14 Und es kam dem König Herodes zu Ohren; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; darum tut er solche Taten. 15 Einige aber sprachen: Er ist Elia; andere aber: Er ist ein Prophet wie einer der Propheten. 16 Als es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferstanden. 17 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet. 18 Johannes hatte nämlich zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht, dass du die Frau deines Bruders hast. 19 Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte es nicht. 20 Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war, und hielt ihn in Gewahrsam; und wenn er ihn hörte, wurde er sehr unruhig; doch hörte er ihn gern. 21 Und es kam ein gelegener Tag, als Herodes an seinem Geburtstag ein Festmahl gab für seine Großen und die Obersten und die Vornehmsten von Galiläa. 22 Da trat herein die Tochter der Herodias und tanzte und gefiel Herodes und denen, die mit am Tisch saßen. Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir’s geben. 23 Und er schwor ihr einen Eid: Was du von mir bittest, will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreichs. 24 Und sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers. 25 Da ging sie sogleich eilig hinein zum König, bat ihn und sprach: Ich will, dass du mir gibst, jetzt gleich auf einer Schale, das Haupt Johannes des Täufers. 26 Und der König wurde sehr betrübt. Doch wegen des Eides und derer, die mit am Tisch saßen, wollte er sie keine Fehlbitte tun lassen. 27 Und sogleich schickte der König den Henker hin und befahl, das Haupt des Johannes herzubringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis 28 und trug sein Haupt herbei auf einer Schale und gab’s dem Mädchen und das Mädchen gab’s seiner Mutter. 29 Und als das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

 

Wenn wir die beiden folgenden Abschnitte miteinander vergleichen, wird uns klar, was in Herodes vor sich ging und wie ihn Gott unterm Strich beurteilte.

Matthäus 14, 3-5

 3 Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, gefesselt und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. 4 Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, dass du sie hast. 5 Und er hätte ihn gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.

Markus 6, 17-20

17 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet. 18 Johannes hatte nämlich zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht, dass du die Frau deines Bruders hast. 19 Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte es nicht. 20 Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war, und hielt ihn in Gewahrsam; und wenn er ihn hörte, wurde er sehr unruhig; doch hörte er ihn gern.

Bei Matthäus heißt es, dass es Herodes eigener Wille war, Johannes zu töten („und er hätte ihn gern getötet“) und bei Markus heißt es, er wollte Johannes töten um Herodias, seiner Frau, willen. Herodias, Herodes‘ Frau,  wollte, dass Johannes nach seiner Gefangennahme sofort getötet würde – Herodes aber hatte Bedenken wegen Unruhen, die das im Volk auslösen konnte. Ein Stück weit konnte Herodes Johannes sogar sympathisch finden, wenn er ihn als unterhaltsamen, volkstümlichen Bilderbuch-Prediger sah. Es war alles nicht so schlimm, solange man auf der Ebene des „es war einmal vor langer Zeit …“ blieb. Johannes jedoch „hatte einen Fehler gemacht“ und das Unfassbare der heiligen Schrift (damals das Alte Testament), von dem Herodes sehnlichst wünschte, es bliebe unfassbar (wie ein unterhaltsames Märchen), in die Lebenswirklichkeit des Herodes projiziert. Das kostete Johannes buchstäblich den Kopf. In Form von Geschichten („es war einmal vor langer Zeit“) konnte sich Herodes für den Glauben begeistern, nicht aber wenn der Glaube etwas mit seiner eigenen Lebenswirklichkeit zu tun haben sollte – da wurde aus Begeisterung tiefe Abneigung bis hin zum Hass.

In der Lebenswirklichkeit des Herodes gab es nun einmal seine Frau Herodias und seine innewohnende Sünde. Herodias ist ein Bild auf die Sünde, das Böse an sich. Herodes und jeder Mensch ist ein Sünder. Aber es wäre falsch, zu sagen, der Mensch wäre Sünde. Höchstens vom Teufel könnte man sagen, er sei die personifizierte Sünde. Herodes war ein ganz normaler Mensch, indem er nicht „nur Sünde“ war, sondern hin- und hergerissen. Am Ende des Tages entschied er sich dann aber doch immer für das Böse, z. B. indem er seiner Frau folgte, Johannes zu töten. Hätten wir nur den Abschnitt aus Markus, käme Herodes mit einem blauen Auge davon, der ein Opfer der List seiner Frau geworden war. Der vom heiligen Geist inspirierte Text von Matthäus aber und somit Gott sagt, Herodes habe Johannes aus eigenem Willen getötet. Die Schlussfolgerung für uns daraus besteht darin, dass Gott Herodes unterm Strich beurteilt wie einen, der Johannes aus eigenem Willen umbringen wollte. Die gewisse Sympathie oder vielleicht sogar Liebe des Herodes zu Johannes wird annulliert bzw. sogar als Hass gerechnet, weil Herodes die Liebe zu seiner Frau bzw. die Liebe zu seiner innewohnenden Sünde, seinem „alten Mensch der Sünde“, viel mehr wert war, als die Liebe zu Johannes. Der natürliche Bräutigam des Ich des Menschen ist „der alte Mensch der Sünde“. Herodes war nicht bereit „den alten Mensch der Sünde“ gegen Christus einzutauschen bzw. Herodes war nicht bereit, die Beziehung zu seiner Ehefrau Herodias um Johannes‘ willen aufs Spiel zu setzen.

 

Folgender Abschnitt aus Lukas macht klar, dass unterm Strich Herodes vor Gott die volle Verantwortung trägt für alles, was Johannes angetan wurde.

Lukas 3, 19-20

19 Der Landesfürst Herodes aber, der von Johannes zurechtgewiesen wurde wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen alles Bösen, das er getan hatte, 20 fügte zu dem allen noch dies hinzu: er warf Johannes ins Gefängnis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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