Mach‘ dich nicht selbst groß – aufgequollener Körper des Wassersüchtigen ist ein Bild auf sein aufgeblasenes Ego; aber Jesus hat Erbarmen – Auslegung Lukasevangelium, Kapitel 14, 1-6

Lukas 14, 1-6

1 Und es begab sich, dass er an einem Sabbat in das Haus eines Oberen der Pharisäer kam, das Brot zu essen, und sie belauerten ihn. 2 Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. 3 Und Jesus fing an und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: Ist’s erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? 4 Sie aber schwiegen still. Und er fasste ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen. 5 Und er sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht alsbald herauszieht, auch am Sabbat? 6 Und sie konnten ihm darauf keine Antwort geben.

Auslegung

Der Körper des Wassersüchtigen war wahrscheinlich ziemlich aufgequollen. Außerdem konnte es sein, dass sein Durst zunahm statt abzunehmen, wenn er etwas trank.

Der Körper eines Wassersüchtigen ist ein gutes Bild auf das Ego eines Habsüchtigen. Der Habsüchtige will mehr Raum einnehmen, als ihm Gott zugedacht hat – er ist sozusagen aufgequollen. Nach einem Bienenstich kann eine Hand viel größer sein, als sie eigentlich sein soll – dann ist sie aufgequollen oder geschwollen. Sie nimmt dann mehr Raum ein als im Normalzustand. Das Habsüchtige bläst sich nicht nur künstlich auf, sondern er will auch aus dem gesellschaftliche Kuchen überproportional viel herausschneiden, mehr als der gewöhnliche Mensch. Der Habsüchtige ist gierig nach Macht, Ehre und Reichtum.

Es ist klar, dass Habsucht eine Art teuflischer, fiebriger Wahn ist bzw. dass Habsucht dämonischer Natur ist. Es gibt dafür keine rationale Erklärung, warum einer immer mächtiger, geehrter und reicher sein will als andere. Rational gesehen ist Habsucht sogar verwerflich, denn sie führt zu Streitereien. Dass viele Menschen habsüchtig sind trotz der Tatsache, dass Habsucht etwas schlechtes ist, zeigt, dass der Teufel dahintersteckt. Eine unwiderstehliche, dämonische Kraft treibt den Menschen zu dieser Haltung, obwohl ihm mit dem Verstand vielleicht klar ist, dass er davon Abstand nehmen sollte.

Jakobus 3, 13-18

13 Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. 14 Habt ihr aber bittern Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider. 15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist irdisch, niedrig und teuflisch. 16 Denn wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge. 17 Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei. 18 Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften.

(es ist also unchristlich bzw. nicht mit dem Glauben an Jesus vereinbar, wenn sich die Glieder einer Gemeinde danach beurteilen, wie mächtig sie sind, wie angesehen sie sind und wie reich sie sind – das führt zu Problemen)

 

Eines allerdings ist wichtig: Das Erbarmen des Herrn erstreckt sich auch auf den Habsüchtigen. Und zwar nicht in dem Sinne, dass der Herr die Sünde des Habsüchtigen einfach unter den Teppich kehren will, sondern der Herr will ihn heilen von seiner Habsucht wie den Wassersüchtigen von seiner Wassersucht. Bereits geschehene Sünden werden natürlich aus Gnade vergeben, wenn der Habsüchtige umkehrt von seine bösen und schlechten Wegen.

Es ist durchaus möglich, dass der Obere der Pharisäer, bei dem Jesus zu Besuch war, innerlich jenen Wassersüchtigen verurteile bzw. richtete. Er dachte vielleicht so über den Wassersüchtigen: „Gott hat ihn mit dieser schrecklichen Krankheit geschlagen, weil er so habsüchtig ist.“ Mit dieser Denke hatte er sogar recht, aber er irrte darin, anzunehmen, Gott habe jenen aus reinem Zorn oder aus einem vernichtenden Zorn heraus mit Wassersucht geschlagen. Nein, mit dieser Krankheit der Wassersucht wollte Gott jenen Menschen erziehen, es war erziehender Zorn:

Vielleicht und sogar sehr wahrscheinlich passierte an dem Tag, wo Jesus und der Wassersüchtige sich im Hause des Oberen begegneten, Folgendes: Durch die Gegenwart des sakralen Jesus wurde dem Wassersüchtigen der Zusammenhang zwischen seiner Krankheit und seiner Sünde der Habsucht klar, es ging ihm ein Licht auf. Vielleicht erschien ihm in Gedanken das Spiegelbild seiner aufgequollenen Körpers als Bild für sein aufgeblasenes Ego, das gierig war nach Macht, Ehre und Reichtum, und je mehr es davon bekam, immer mehr davon haben wollte, wie ein Wassersüchtiger desto mehr Durst bekommt, je mehr er trinkt.

Und in dem Moment, wo der Wassersüchtige erschrickt über sich selbst, Heilung begehrt, kommt Jesus und rührt ihn an. Jesus heilt ihn nicht nur von seiner Wassersucht, sondern auch von seiner Habsucht. Das wichtigere war die Heilung von der Habsucht, denn sie war die Ursache allen Übels. Jedoch zeigte Jesus durch die Heilung von der Wassersucht, dass er nicht nur leere Worte machte, sondern Vollmacht von Gott hatte, Sünden zu vergeben. Die Heilung von der Wassersucht war ein sichtbares Bild auf die unsichtbare Heilung von der Habsucht.

Lukas 5, 21-26

21 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an zu überlegen und sprachen: Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott? 22 Als aber Jesus ihre Gedanken merkte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? 23 Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 24 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! 25 Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott. 26 Und sie entsetzten sich alle und priesen Gott und wurden von Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.

Die Heilung des Wassersüchtigen hat noch einen weiteren Sinn.

Der aufgequollene Körper des Wassersüchtigen war nicht nur ein Bild auf sein eigenes aufgeblasenes Ego, sondern auch auf das aufgeblasene Ego der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie waren auch habsüchtig – nur verbargen sie das unter einer dicken Kruste aus Heuchelei.

Indem die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht bereit waren, vor Jesus ehrlich zu sein, gingen sie seiner Hilfe verlustig.

Lukas 11, 37-41

37 Als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch. 38 Als das der Pharisäer sah, wunderte er sich, dass er sich nicht vor dem Essen gewaschen hatte. 39 Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein; aber euer Inneres ist voll Raubgier und Bosheit. 40 Ihr Narren, hat nicht der, der das Äußere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen?41 Gebt doch, was drinnen ist, als Almosen, siehe, dann ist euch alles rein.

Lukas 16, 14-15

14 Das alles hörten die Pharisäer. Die waren geldgierig und spotteten über ihn. 15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid’s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott.

 

Wie kommt man heute in die Gegenwart des sakralen Jesus?

Es mag damit beginnen, dass man den Gottesdienst einer lebendigen Gemeinde besucht, wo der Heilige Geist tatsächlich gegenwärtig ist. Das kann aber nur ein Anfang sein. Der Ort, wo wir heute dem sakralen Jesus definitiv begegnen können, ist die sakramentale Taufe einschließlich Kindertaufe. Durch die Taufe wird der Tod und die Auferstehung von Jesus vergegenwärtigt. Wenn wir uns auf unsere Taufe beziehen, sind wir mit Christus gestorben und mit ihm aufstanden bzw. wir sind der Sünde abgestorben und in Christus durch die Taufe. Durch die Kraft der Taufe können wir unser sündiges Fleisch überwinden, das z. B. auch habsüchtig ist. Der Glaube, der immer wieder die Verheißungen der Taufe gegen das sündige Fleisch anwendet, ist der wahre Glaube – die Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit. In diesem Glauben haben wir auch die Vergebung der Sünden aufgrund der Gnade Gottes, ohne eigenes Verdienst.

 

 

 

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