Beurteilung der Zeichen der Zeit: Wolke und Regen, Südwind und Hitze, Jesus und das Gnadenjahr des Herrn – Auslegung Lukas 12, 54-59

Lukas 12, 54-59

54 Er (Jesus; R. B.) sprach aber zu der Menge: Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschieht so. 55 Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß werden. Und es geschieht so. 56 Ihr Heuchler! Über das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht urteilen? 57 Warum aber urteilt ihr nicht auch von euch aus darüber, was recht ist? 58 Denn wenn du mit deinem Gegner zum Gericht gehst, so bemühe dich auf dem Wege, von ihm loszukommen, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener werfe dich ins Gefängnis. 59 Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlt hast.

Auslegung

Ich finde, der obige Abschnitt aus dem Lukasevangelium ist zunächst gar nicht so leicht zu verstehen; denn was soll die Beurteilung von Wetterereignissen damit zu tun haben, dass man jemand vor den Kadi zerrt.

Der obige Abschnitt wird verständlich, wenn wir daran denken, dass zur Zeit Jesu die etablierte Religion in Israel das (Gesetzes-)Judentum war. Das (Gesetzes-)Judentum basierte/basiert auf einer falschen Auslegung des Alten Testaments (Tanach). Was vielen nicht bekannt sein mag, aber dennoch der Wahrheit entspricht, ist die Tatsache, dass auch die Auslegung des Alten Testamentes zum Christentum und nicht zum (Gesetzes-)Judentum führt. Nicht nur die Auslegung des Neuen Testamentes führt zum Christentum bzw. ist das Christentum. Altes Testament und Neues Testament widersprechen sich in keinster Weise, sondern bilden eine Einheit.

Der Geist des Judentums ist ein richtender Geist im Gegensatz zum Geist des Christentums, der ein Geist der Barmherzigkeit ist. Natürlich war Jesus, der Stifter der christlichen Religion, beseelt vom Geist der Barmherzigkeit. Dieser Jesus nun kam in ein Land, Israel, das vollkommen von einem Geist des bösartigen Richtens beherrscht war. Insofern bedeutete Jesu Kommen nach Israel einen totalen Wetterumschwung, das Anbrechen einer neuen Zeit.

Jesus war gekommen, um das angenehme Gnadenjahr des Herrn auszurufen:

Lukas 4, 16-19 16 Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen. 17 Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): 18 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, 19 zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«

(im Gegensatz zu den Juden richtete Jesus die Sünder, das heißt Arme, Gefangene, Blinde und Zerschlagene, nicht, sondern brachte ihnen Barmherzigkeit entgegen; seine Barmherzigkeit bestand darin, den Sündern eine Chance zu geben, sich durch Seine erlösende Kraft zu bessern; die Sünde einfach unter den Teppich kehren, wollte auch Jesus nicht)

Zur Zeit Jesu begann zwar das Gnadenjahr des Herrn, aber es war noch lange nicht zu seiner vollen Entfaltung gekommen. Dies stellte eine Gefahr dar für die Jünger und das Volk. Es konnte sein, dass sie allzu sehr auf die kleinen Anfänge schauten als auf das große Zukünftige. Es konnte sein, dass das Volk und die Jünger den neuen Glauben nicht genügend wertschätzten wegen der Macht des Etablierten, der Macht des Bestehenden, der Macht des allgemein Anerkannten. Da aber schafft der Vergleich mit den Wetterphänomenen Abhilfe: Vor dem kommenden Regen sieht man Wolken und vor der Hitzewelle dreht der Wind auf Süd, wobei es aber zunächst noch trocken bzw. kühl bleibt.  In gleicher Weise kam vor oder am Anfang des Gnadenjahrs des Herrn der bescheidene Jesus. Aber obwohl er nichts aus sich selbst machte, war doch klar, wer er war und welche Zeit er einläutete – Gott bestätigte ihn, indem er mitwirkte durch Zeichen und Wunder, Johannes der Täufer zeugte von ihm und schließlich erfüllte er viele Prophezeiungen aus dem Alten Testament. Uns, die wir viel später leben und den Ablauf der Geschichte vor Augen haben, fällt es leicht, die Dinge richtig zu beurteilen: Mit dem „unscheinbaren“ Jesus begann wirklich eine neue Zeit, denn das Christentum ergriff einen großen Teil der heidnischen Welt – das Gnadenjahr des Herrn wurde tatsächlich Wirklichkeit auf Erden.

Leider geht in unseren Tagen das Gnadenjahr des Herrn zu Ende und Gott fängt an, die Menschheit zu richten: Dürren, Stürme, Erdbeben, Seuchen, Kriege, Ungeziefer, Hungersnöte, etc. Über die alten Juden brach der Zorn Gottes (Vernichtung des Staates Israel durch die Römer) herein, weil sie mehrheitlich das Evangelium von Jesus ablehnten. Heute lehnen wir, die Heiden, das Evangelium von Jesus immer mehr ab – da blüht uns Ähnliches wie den alten Juden; nur dass heute Gott das Gericht selber ausführen wird im Gegensatz zum alten Israel, wo er die Römer als Werkzeug seines Zorns gebrauchte.

 

 

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