Jesus, das Vergelten und die Feindesliebe

(Fortsetzung von „Bergpredigt und Römerbrief“)

Matthäus 5, 38-48

Vom Vergelten

38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. 40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. 41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

Von der Feindesliebe

43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen2, 45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Versetzen wir uns wieder in die außergewöhnliche Lage der Jünger Jesu. Sie lebten in Gemeinschaft mit dem heiligen Sohn Gottes. Dies brachte ihnen immer mehr ihre Sündhaftigkeit zum Bewußtsein, andererseits zog Jesus sie durch seine göttliche Kraft immer mehr in seine Heiligkeit mit hinein (ihr Benehmen im Alltag wurde täglich besser). Die Gemeinschaft von Menschen, die von Natur aus Sünder waren, mit dem heiligen Jesus, brachte die in den Seligpreisungen genannten besonderen Charaktereigenschaften wie Bescheidenheit, Mitgefühl, Sanftmut, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, etc. hervor.  Allein schon diese Charaktereigenschaften mußten zu Anfeindungen seitens des Volkes führen. Weiter verkündeten die Jünger das Evangelium von Jesus Christus, das aber auch nicht von allen sofort angenommen wurde. So waren die Jünger versucht ihrerseits eine Feindseligkeit gegen die normalen Israeliten aufzubauen. Es konnte durchaus passieren, daß sie geneigt waren, diese vielleicht verächtlich als “Ungläubige” (bezüglich des Evangeliums) zu bezeichnen.

Die Jünger waren sich einerseits ihrer Sündhaftigkeit in sich selbst bewußt, waren sich aber auch klar darüber, daß sie durch die Gemeinschaft mit Jesus trotz ihrer näturlichen Sündhaftigkeit sehr ehrenwert handelten. Ihr Benehmen war einach vorbildlich. Weiter versuchten sie auch ihre Mitmenschen über die heilsame Gnade zu informieren, die ihnen widerfahren war. Sie wollten ihre Mitmenschen teilhaben lassen an ihrem Glück (wie Dürstende die Information über eine Wasserquelle in der Wüste weitergeben an ihre Gefährten). Trotz allem erlebten die Jünger viel Anfeindung. Wenn die Jünger darüber reflektierten, war die Versuchung sehr groß, sich am Volke zu ärgern oder Anstoß zu nehmen. Die Jünger hatten die beste Botschaft aller Zeiten (die heilsame Gnade Gottes war erschienen in Jesus Christus) und doch erfuhren sie Ablehnung – unglaublich!

Wenn die Jünger ihren himmlischen Stand bewahrten, das heißt Liebe zu Gott und zu ihren Mitmenschen bewahrten, konnten sie sicher sein, daß nichts ohne Gottes Zulassung geschah. Jesus ging es darum, seine Jünger zu ermutigen, ihren himmlischen Stand in der Gemeinschaft mit ihm zu bewahren, trotz Anfeindung.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten befanden sich nicht im himmlischen Stand der Liebe, sondern zürnten dem Volk und beleidigten und verfluchten es. Sie richteten die Sünder, anstatt ihnen einen Erlöser zu verkünden. So mißbrauchten sie auch das Gesetz, um das Volk damit zu quälen. Um den Pharisäern und Schriftgelehrten zu zeigen, daß sie sich auf einem Irrweg befanden, gab Gott sie dahin. Er entehrte sie, erniedrigte sie, zog seine bewahrende Hand ab und ihre Sünde explodierte. Sie mußten das tun, wofür sie andere richteten. Sie sanken schließlich so tief, daß sie all das viele Böse und Verwerfliche, das sie taten, ständig unter falschen Schwüren ableugnen mußten. Das gemeine Volk ließ sich selbstverständlich von den Pharisäern und Schriftgelehrten nicht hinters Licht führen, sondern das Volk wußte, daß sie schlimme Heuchler waren (der Papst, seine Kardinäle und seine Priester stellen sich ja auch immer wieder als heilig dar, aber jedermann weiß, daß sie Kinder mißbrauchen und in allen möglichen Sünden leben). So kam es sicherlich ab und zu vor, daß einer aus dem Volk handgreiflich wurde und es einen Pharisäer oder Schriftgelehrten, der gerade seine Ehefrau verführen wollte, spüren ließ. Da schlugen die Pharisäer und Schriftgelehrten natürlich zurück oder riefen die Polizei. Solche Angreifer aus dem verfluchten Volk auch noch zu lieben, davon konnte keine Rede sein. „Ungläubige. Nur gehaßt!“, dachte der Pharisäer, wenn einer aus dem Volk sich das böse Spiel nicht mehr gefallen ließ.

Obwohl die Jünger im Gegensatz zu den Pharisäern und Schriftgelehrten wirklich „sehr nette“ Leutchen waren, wurden auch sie ab und zu angegriffen, sogar geschlagen. Im Gegensatz zu den Pharisäern und Schriftgelehrten aber widerfuhr den Jüngern Ungerechtigkeit, wenn sie attackiert wurden. Dessen sollten sie sich bewußt sein. Der Angreifer hatte keine Macht sie wirklich zu erniedrigen oder zu entehren, weil Gott nicht hinter dem Angriff stand. Es waren sozusagen keine legitimierten oder autorisierten Angriffe und somit belanglos. Gott spricht: „Das Gericht ist mein!“

Stellen wir uns einen Kälteinbruch Ende Juni vor. Am Dienstag kühlt es plötzlich ab, aber am Mittwoch wird es schon wieder warm. Ende Juni hat der Winter einfach ausgespielt und ein Kälteeinbruch kann nur vorübergehender Natur sein. Ähnlich ist es, wenn ein treuer Christ ungerechterweise angegriffen wird. Dies kann keine bleibende Erniedrigung und Entehrung für ihn bedeuten, denn Gottes Sommer ist über ihm angebrochen, der Herr ist über ihm aufgegangen. Der Herr selbst wird die Ehre und den Stand eines Christen, der misshandelt wurde, in Kürze wiederherstellen, so wie Jesus nach der Kreuzigung eigentlich „sofort“ wieder auferweckt wurde.

Erst wenn die Jünger ihrerseits anfangen würden auf Vergeltung und Rache ihren Feinden gegenüber zu sinnen, dann würden sie ihren Heilsstand in Gott verlieren und der allgemeinen Erniedrigung und Entehrung und dem sittlich-moralischen Untergang und Verfall wie die Pharisäer und Schriftgelehrten verfallen. Davor wollte Jesus die Jünger bewahren.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“

war übrigens noch nie als Verhaltensregel gemeint für den Umgang mit dem Nächsten, sondern es gibt Auskunft über das Strafmaß, das ein Übeltäter von der Obrigkeit erleiden soll, der jemand Schaden zugefügt hat. Das Maß der Strafe soll dem Maß des Schadens entsprechen. Ein Israelit, der von einem anderen Israeliten verletzt worden war, konnte hingehen und diesen bei der Obrigkeit anzeigen. Er sollte aber keinesfalls selbst das Recht in die Hand nehmen (die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten auch hier wieder Gottes Gesetz missinterpretiert, denn sie hatten nicht den Geist Gottes, der ihnen hätte rechtes Verständnis geben können).

Es war schon zu alttestamentlicher Zeit falsch, wenn man das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ dahingehend deutete, daß man sich selbst Recht verschaffen durfte durch Beschädigung des Widersachers in dem Maß, wie er einen beschädigt hatte.

Ein Christ wird in einem zivilisierten Land wahrscheinlich nie grundlos so angegriffen werden, daß ihm jemand sofort ein Auge oder einen Zahn ausschlägt. Und Jesus redet ja auch „nur“ von der Ohrfeige (natürlich schlimm genug).

Ein Auge oder einen Zahn schlägt man jemand nur aus als Racheakt, wenn eine böse Tat seitens des anderen vorliegt, die man vergelten will. Keiner wird jemand ein Auge oder einen Zahn ausschlagen, nur weil er Christ ist. Und Jesus redet ja auch nur von einem Backenstreich.

Angenommen, der Christ würde nun aber einen Backenstreich mit einem Faustschlag beantworten, konnte dies eine hefige Schlägerei auslösen und es konnte zu ernsthaften Körperverletzungen kommen (Verlust von Auge oder Zahn oder ähnliches). Durch diese Beschädigung seines Nächsten hätte der Christ aber seinen Heilsstand verlassen. Der Jünger durfte auf keinen Fall das Recht oder Gericht selbst in die Hand nehmen, denn dadurch verließ er sein „Sein in Liebe im Heiligen Geist“.

Johannesevang. 3, 17: Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.

Röm. 5, 8: Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Röm. 12, 19: Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Der Christ hatt zwei Gründe nicht zurückzuschlagen:

Erstens, er hat nur noch ein Leben seit der Taufe und das ist Christus, der die personifizierte Liebe Gottes ist. Wer die Liebe verläßt, verläßt Christus. Solange Jesus auf Erden lebte, übte er kein Gericht, sondern wollte nur retten, denn es war Gnadenzeit. Diese Retterliebe des Herrn sollen seine Jünger fortsetzen. Gibt der Christ die Liebe auf, handelt er gegen sich selbst, denn er hat nur noch ein Leben und das ist Christus, die Liebe. Christus starb für uns, als wir noch Sünder waren. Im Bewußtsein dessen sollen auch wir die Sünder lieben. Außerdem erinnert uns unser sündiger Leib jeden Tag an unsere Vergangenheit als Sünder.

Zweitens, das Gericht gehört Gott: „Die Rache ist mein!“ Kein Mensch (außer der staatlichen Obrigkeit) soll Gericht üben, denn das Gericht ist Gottes Eigentum. Natürlich wird Jesus Christus am Jüngsten Tag richten, aber noch ist Gnadenzeit auf Erden.

„deinen Feind hassen“

Damit waren die verdorbenen Völker gemeint, die Gott verflucht hatte und die Israel auslöschen sollte. Einen Nächsten aus dem Volk Israel sollte man aber schon zu alttestamentlicher Zeit lieben. Hier hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten Gottes Gebot wieder übel verzerrt. Einen Nächsten aus dem Volk Israel durfte man keinesfalls hassen. Es war sogar so, daß wenn ein Sünder aus den verfluchten Völkern bei Israel Schutz suchte, sollte man ihn liebevoll aufnehmen.

3. Mose 19, 17-18:

17 Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 18 Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.

„Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel“

Das ist einfach wieder das Gebot ein Friedensstifter zu sein aus den Seligpreisungen. Gottes ureigenstes Wesen ist das des Friedenstiftens oder der Versöhnung. Gott will alles und jeden in seine vertrauensvolle Gemeinschaft bringen. Er sucht Freundschaft. Gott warf unsere Sünden auf Gott, als er ihn am Kreuz für uns dahingab. Der Vater warf unsere Sünden auf den Sohn, als er ihn am Kreuz für uns dahingab. Dies tat er, um uns mit sich selbst zu versöhnen. Durch die Taufe sind wir der Sünde abgestorben und in Christus. Bitten wir Christus, daß er sich in uns immer mehr entfalte und daß er uns seine Liebe immer mehr offenbare durchs Evangelium: Gott gab sich selbst für uns als wir noch Sünder waren. Wer hier auf Erden schon Gott ähnelt in der versöhnenden Liebe, der wird in Ewigkeit als Kind Gottes offenbar werden.

2Kor 5,20 So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Schlussfolgerung: Es geht Jesus also nicht um ein zähneknirschendes Nicht-Zurückschlagen oder ein zähneknirschendes „die Backe hinhalten“, sonder um Liebe selbst zu den Feinden.

Warnung: Kein Mensch kann aus sich selbst heraus solch eine Liebe haben, sondern nur „in Christus“ ist solch eine übernatürliche Liebe möglich. Nur der Heilige Geist kann unser rachsüchtiges Wesen, das wir von Adam geerbt haben, so übertrumpfen, daß wir solch eine Liebe hervorbringen. Wem die Feindesliebe noch fremd ist, der bitte um Erfüllung mit dem Heiligen Geist, aber versuche keinesfalls diese Liebe aus sich selbst heraus zu produzieren.  Auch bitte man um Erfüllung mit dem Heiligen Geist nur im Hinblick auf die sakramentale Taufe (auch Kindertaufe). Wer sich im Glauben an seine Taufe erinnert, wird sicher mit dem Geist erfüllt werden.  Der Geist ist demütig, bescheiden und zurückhaltend, aber wenn wir ihn darum bitten, wird er uns seine enorme Kraft beweisen und uns mit Liebe erfüllen.

 

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