Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig – Auslegung Lukasevangelium 13, 18-21

Lukas 13, 18-21

18 Er aber sprach: Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich’s vergleichen? 19 Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten säte; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen. 20 Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? 21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.

Auslegung

In Lukas 13, 1-17 finden wir die Geschichte vom Einsturz des Turmes von Siloah, das Gleichnis vom Feigenbaum und die Begebenheit mit der Heilung der gekrümmten Frau.

Unglück anderer soll nicht dazu führen, dass wir uns zu Richtern über sie aufschwingen, sondern uns selbst kritisch hinterfragen. Verschontbleiben von Unglück soll nicht dazu führen, dass wir allzu schnell schlussfolgern, wir hätten im Gegensatz zu Verunglückten das Wohlgefallen Gottes, sondern wir sollen das als den Erweis von Gottes Langmut und Geduld mit uns sehen, die ohne zukünftige Besserung auch das Unglück treffen könnte. Gott züchtigte jene Frau mit Gekrümmtsein, um sie dazu zu bewegen, sich vom richtenden, selbstgerechten Judentum abzuwenden und nach dem Erlöser Gottes auszustrecken.

Leider haben die Juden mehrheitlich die Botschaft von einem göttlichen Erlöser bzw. das Evangelium doch abgelehnt. Für sie war es befriedigender, an ihrer Abstammung von Abraham bzw. Jakob festzuhalten, ihrer Beschneidung, ihrem Haben des Gesetzes und ihrer Sabbatheiligung, statt sich von dem Erlöser Gottes befreien zu lassen von Sünde und Schuld.

Die Juden setzten Johannes dem Täufer, Jesus und den Aposteln und ihren Nachfolgern unglaublich hartnäckigen Widerstand entgegen. Das Christentum musste zunächst als etwas ganz unscheinbares, mickriges erscheinen. Für christliche Geistliche bestand die Gefahr, sich mit dem Judentum einzulassen, vielleicht Kompromisse einzugehen wegen seiner schieren Übermacht (wenn man auf das Äußerliche schaute). Deswegen bringt Jesus hier das Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig. Wenige Dinge sind unscheinbarer als ein Senfkorn oder ein Stück Sauerteig. Wenn man allein auf ihre Unscheinbarkeit schauen würde, könnte man glatt auf die Idee kommen, das Senfkorn gar nicht zu säen oder das Stückchen Sauerteig gar nicht unterzumischen – das aber hätte fatale Folgen. Ein Senfkorn und ein Stück Sauerteig jedoch haben es in sich – sie sind biochemische Wunderwerke. Was ihren biochemischen Informationsgehalt angeht, sind sie nicht nur groß, sondern sogar gigantisch. Und so sah auch äußerlich das Christentum am Anfang ganz klein und unscheinbar aus. Johannes der Täufer, Jesus und die Apostel machten nichts aus sich selbst, waren sanftmütig und demütig. Sie befassten sich gerne auch (aber nicht nur) mit jenen, die am Rand der jüdischen Gesellschaft standen. Von der Synagoge wurden sie abgelehnt bzw. verworfen. Schaute man aber auf den Inhalt der Botschaft, die verkündet wurde, musste klar werden, dass man sich von der äußerlichen Unscheinbarkeit nicht entmutigen lassen durfte. Hier gab es eine Kraft, die den Menschen von der Herrschaft des Teufels befreien konnte, hier gab es eine Kraft, die frei machen konnte von der Knechtschaft der Sünde und von Schuld. Die neue Religion, das Christentum, blieb nicht wie das Judentum im Äußerlichen stecken, sondern krempelte den Menschen komplett um, schenkte vollkommene Erneuerung des Menschen. Das Christentum war eine Religion mit Kraft, es war wirkungsmächtig.

Wir heute können auf die Geschichte zurückblicken und finden bestätigt, was Jesus durch das Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig ausdrückte: Das Christentum erfuhr tatsächlich eine nahezu globale Ausbreitung. Aus dem unscheinbaren Senfkorn wurde ein Baum bzw. das kleine Stückchen Sauerteig hat den ganzen Teig durchsäuert.

Leider geht das angenehme Gnadenjahr des Herrn heute zu Ende. Wir sehen, wie das Christentum „schrumpft“ und überall zurückgedrängt wird. Beinahe alles, was sich heute „christlich“ nennt, ist in Wirklichkeit pseudochristlich. Pseudochristlich sind z. B. die Evangelikalen (schändliche Wiedertaufe, die sie intern natürlich einfach Taufe nennen), die Protestanten (Predigt der billigen Gnade; sie bringen das „gewaltige“ Opfer der totalen Anpassung an die Welt), die Römisch-Katholischen (ihr Gott und Herr ist nicht Jesus Christus, sondern der Papst; auch wenn man das nur hinter vorgehaltener Hand zugibt), etc.

Beten wir, dass die Juden bald zum Glauben an Jesus kommen. Für sie gibt es noch eine Verheißung:

Römer 11, 25-27 25 Ich (Paulus; R. B.) will euch (Kirche zu Rom; R. B.), liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.«

 

Ergänzung:

Einer könnte einwenden: Wenn heute das Christentum so schrumpft, dann hatte ja Jesus mit seinem Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig doch nicht ganz recht.

Darauf erwidere ich: Er hatte doch recht. Denn auch wenn heute das Christentum schrumpft, wird am Ende doch Gott der Herr über die ganze Welt werden. Durch das Christentum bot Gott dem Menschen an, ob er nicht freiwillig unter seine Herrschaft kommen wolle. Am Ende (nach Ablauf der Gnadenzeit) aber wird Gott seinen Herrschaftsanspruch mit Gewalt durchsetzen, denn es ist seine Welt – die Welt ist sein Eigentum.

Matthäus 13, 24-43

Vom Unkraut auf dem Acker

24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten? 29 Er sprach: Nein! Damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 30 Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.

Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut

36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. 38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!

 

 

 

 

 

 

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