Der reiche Mann und der arme Lazarus – Auslegung Lukasevangelium 16, 19-31

Lukas 16, 19-31

19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. 23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. 26 Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Auslegung

Einleitung

Die Begebenheit (die Worte Jesu aus Lukas 16, 19-31 sind kein Gleichnis, sondern es geht um ein wirkliches Geschehnis!) vom reichen Mann und dem armen Lazarus müssen wir im Zusammenhang sehen mit dem Gleichnis vom ungerechten Verwalter, Jesu Predigt über die Treue im Geringsten und seine entschiedene Absage an konventionelle Geistliche, die von Zwangsabgaben (Kirchensteuern) leben (siehe Lukas 16, 1-18).

Durch das Gleichnis vom ungerechten Verwalter und seine Predigt über die Treue im Geringsten hatte Jesus den Jüngern Folgendes gezeigt:

  • Gott will nicht, dass man aus Religion ein Geschäft macht
  • der Geistliche, der aus Religion ein Geschäft macht, wird definitiv zum Irrlehrer degenerieren

Von den Pharisäern und Schriftgelehrten erntete Jesus nur Spott, als sie von seinen Ansichten über die Haltung hörten, die ein Geistlicher in Bezug auf das Verhältnis von Religion und Geschäft einnehmen soll (siehe Anmerkung 1, unten).

Jesus erwiderte ihnen darauf (siehe Lukas 16, 14-18), Gott habe einen Ekel an ihnen bzw. sie seien ein Gräuel für Gott. Gleichzeitig machte er in Lukas 16, 14-18 deutlich, dass seine Worte zum Thema Geschäft und Religion auch Geistlichen der christlichen Kirche gelten, die nicht auf das Gesetz pochen wie die Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern die Sünde legalisieren (beides hat den Tod des Sünders zur Folge). Der geistliche Ruin eines Pfarrers ist dann nicht mehr zu leugnen, wenn er sich von seiner Frau scheiden lässt, denn die sichtbare Scheidung von der Ehefrau ist ein Bild auf die unsichtbare Scheidung des Geistlichen von Gott und seiner Kirche.

Wir müssen vermuten, dass Gott uns durch die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus etwas Weiteres über (geldgierige) Geistliche sagen möchte. Schnellstmöglich sollten wir uns von der Denke verabschieden, ein Abschnitt der Bibel habe mit dem vorhergehenden nichts zu tun, als ob die Bibel ein Misthaufen aus Buchstaben wäre wie der Koran – nein, die Bibel ist Gottes Wort und so unglaublich perfekt strukturiert und tiefsinnig, dass man auch in Bezug auf die Bibel sagen muss: „Die Werke Gottes sind vollkommen“.

Stellen wir uns einen gänzlich Unkundigen (bezüglich der Auslegung der Bibel) vor, der in der Bibel blättert, rein zufällig die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus entdeckt und sie liest. Er käme sicherlich nicht zu der Auffassung, der reiche Mann sei ein Geistlicher gewesen, sondern ein sehr gottloser, unbarmherziger, geiziger Mensch, fast ein Scheusal.

Jetzt kommt der Hammer:

(die Bibel ist wirklich ein Meisterwerk Gottes)

Lazarus kam nicht in den Himmel, weil er bettelarm war, sondern weil er an Jesus Christus glaubte. Wo aber waren jene, die ihm das Evangelium von Jesus gepredigt hatten? Wo waren seine christlichen Schwestern und Brüder? Warum kamen keine Gläubigen zu ihm, um ihm zu helfen?

Antwort:

Lazarus hatte das Evangelium von dem reichen Mann gehört. Der reiche Mann war ein Geistlicher (Pfarrer), ein typischer konventioneller Geistlicher, der den Beruf des Geistlichen als profanen Beruf zum Zwecke des Broterwerbs sieht.

Im Gegensatz zum reichen Mann (degenerierter Geistlicher, konventioneller Geistlicher) würde sich ein treuer Geistlicher als einen sehen, der von Gott aus seinem weltlichen Beruf, der allein den Zweck des Broterwerbs hatte, herausgerufen wurde, um Seelen zu gewinnen (das Gewinnen von Seelen ist der edelste aller Berufe – eigentlich sogar eine eigene Kategorie von Beruf -, dem kein profaner Beruf vergleichbar ist), statt mit Broterwerb beschäftigt zu sein; bezüglich seines Unterhalts würde er, könnte er und dürfte er mit voller Freimut Gott vertrauen. Wer von Gott zum Geistlichen berufen wird, gibt seinen weltlichen Beruf nicht auf, weil er keine Lust hat, hart (mit seinen Händen) zu arbeiten, sondern weil Gott eine wichtigere Aufgabe für ihn hat. Keiner beruft sich selbst, sondern wird berufen.

Erklärung:

Wenn der arme Lazarus das Evangelium von „normalen“ Christen und nicht vom reichen Mann oder einem seiner Anhänger (Glied der Kirchengemeinde, deren Pfarrer der Reiche war) gehört hätte, dann hätten jene ihm selbstverständlich auch materiell geholfen und auf keinen Fall in dieser himmelschreienden Not umkommen lassen. Der Text aber schweigt beharrlich über Personen neben dem reichen Mann und dem armen Lazarus (irgendwelche Glieder der Kirchengemeinde des degenerierten Geistlichen sind in seiner Person mitgenannt, denn sie waren geistlich Eins mit ihm). An dem Ort in Israel, wo sich diese Geschichte abgespielt hatte, gab es an gläubigen Menschen offensichtlich nur den armen Lazarus, den reichen Mann und die Glieder der Kirchengemeinde des reichen Mannes, die seiner falschen Lehre anhingen.

(der Glaube des reichen Mannes und seiner Anhänger war natürlich tot; Jakobus 2, 17 so ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber)

Diese Deutung wird unterstützt durch eine Passage aus dem Jakobusbrief:

Jakobus 2, 1-6 1 Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. 2 Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung (das erinnert an die Kleidung des degenerierten Geistlichen, des reichen Mannes; R. B.), es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung (das erinnert an Lazarus; R. B.), 3 und ihr sähet auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprächet zu ihm: Setze du dich hierher auf den guten Platz!, und sprächet zu dem Armen: Stell du dich dorthin!, oder: Setze dich unten zu meinen Füßen (oder: Setz‘ dich draußen vor die Tür; R. B.)!, 4 ist’s recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken? 5 Hört zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen in der Welt, die im Glauben reich sind und Erben des Reichs, das er verheißen hat denen, die ihn lieb haben? 6 Ihr aber habt dem Armen Unehre angetan.

Jakobus 2, 14-17 14 Was hilft’s, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? 15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung 16 und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gäbet ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen? 17 So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.

15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung“

Der arme Lazarus war einer, der Mangel hatte an Kleidung und täglicher Nahrung. Und der reichen Mann beging genau die Sünde, vor der im Jakobusbrief gewarnt wird: Er gab dem Armen nichts, sondern sagte höchstens zu ihm:

„Geh hin in Frieden, wärme dich und sättige dich.“

Anders ausgedrückt sagte er zu Lazarus:

„Bete doch mal zu Gott, ob der dir nicht hilft; nimm dir vor, wieder toleranter zu sein gegenüber Andersgläubigen, Wohlhabenden, die ihren Reichtum durch Gottes Segen (so die Denkweise des Reichen; R. B.) beständig mehren, und sexuell Progressiven (z. B. Leuten, die sich gerne auch mal von ihrer Ehefrau scheiden lassen), dann wird Gott dir ganz bestimmt helfen.“

Hauptteil

„19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.“

Etwas ähnliches sagte Jesus einmal über Pharisäer und Schriftgelehrte:

Lukas 20, 46 Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die es lieben, in langen Gewändern einherzugehen, und lassen sich gern grüßen auf dem Markt und sitzen gern obenan in den Synagogen und bei Tisch.

Das „lange Gewand“ zeichnet jenen aus, der nicht von seiner Hände Arbeit lebt, sondern von irgendwelchen Abgaben anderer Leute  (z. B. Kirchensteuern).

Noch heute (die christliche Ära) laufen der Papst (Franziskus) und katholische Geistliche auch werktags (!) – also zu der Zeit, während der andere in Arbeitskleidung herumlaufen – in langen Gewändern herum, und wir tun recht daran, daraus zu schließen, dass sie einen komplett verdorbenen Charakter haben müssen: Parasiten in „heiligen Kleidern“.

„lebte alle Tage herrlich und in Freuden“

Der Geistliche, der Jesu Warnungen in den Wind schlägt und aus Religion ein Geschäft macht, wodurch ihn der Geist verläßt, verfällt seinen Lüsten und Begierden. Da er der Freude im Heiligen Geist ermangelt, braucht er körperliche Freuden.

Römer 16, 18 Denn solche (degenerierte Geistliche; R. B.) dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.

 2. Petrus 2, 13 Sie (degenerierte Geistliche; R. B.) halten es für eine Lust, am hellen Tag zu schlemmen, sie sind Schandflecken, schwelgen in ihren Betrügereien, wenn sie mit euch prassen.

20 Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre.“

„lag vor seiner Tür“

Lazarus war also dem Reichen räumlich sehr, sehr nahe. Ähnliches ist der Fall, wenn ein Armer und ein Reicher den Gottesdienst der gleichen Kirchengemeinde besuchen (siehe Jakobusbrief, oben). Sicherlich geht es bei der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus um eine kircheninterne Sache (siehe Anmerkung 2, unten). Vielleicht dürfen wir uns die Tür des Hauses des reichen Mannes sogar als die Eingangstür einer Kirche vorstellen (trotz der Tatsache, dass wir es hier nicht mit einem Gleichnis, sondern einer wahren Geschichte zu tun haben), in der der reiche Mann manchmal predigte (natürlich eine skurrile Vorstellung); vielleicht können wir auch an die Eingangstür des Pfarrhauses denken, in dem der Reiche wohnte. Es gab eine rationale Begründung, Lazarus vor die Tür zu setzen bzw. ihn draußen zu lassen: Konnte man sicher sein, sich nicht mit seiner Krankheit anzustecken, wenn man ihn hereinließ? Schon lange geschahen in der Kirche, deren Pfarrer der Reiche war, keine Wunder mehr – es lag deshalb für den reichen Pfarrer und seine Gemeinde jenseits eines Ereignishorizontes, für die Genesung des armen Lazarus zu beten. Sie kamen gar nicht auf die Idee, sich seiner als einem Kranken, der der Heilung bedurfte, anzunehmen.

(der wirkliche Grund, warum man Lazarus nicht hereinließ, war wahrscheinlich einfach die dämonische Abneigung von Reichen gegen Arme, die man sich als „normaler“ Christ kaum vorstellen kann, die auch rational kaum erklärbar ist; es war wirklich Dämonie, teuflisch, wie jene mit dem mitleiderregenden Häuflein Elend, Lazarus, umgingen; vielleicht ließen sie ihn auch deshalb nicht herein, weil seine Krankheit, von der sie ihn nicht heilen konnten, ihnen zu sehr ihren geistlichen Tod zu Bewusstsein gebracht hätte)

„und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel“

Lazarus befand sich in äußerster Not: Er hatte einen Mangel an Nahrung und Bedeckung (Essen, Kleidung, Unterkunft), außerdem war er sehr krank und in Gefahr, bei lebendigem Leib von Hunden gefressen zu werden. Sicherlich hätte er sich gerne sein Brot durch seiner Hände Arbeit verdient, aber wer will schon einen anstellen, der voller Geschwüre ist – „wie ekelerregend“.

Lazarus war der Hilfsbedürftige schlechthin. Bei einem Gesunden hätte sich der Reiche noch herausreden können: „Der ist ja nur ein Schmarotzer und Parasit, der nichts arbeiten will.“ Da Lazarus sehr krank war, konnte ihm der Reiche diesen Vorwurf nicht machen. Der Reiche war aber so böse, dass er ihm dennoch nicht half – wie genau sich der Reiche innerlich rechtfertigte, wissen wir nicht. Vermutlich war er ein Geistlicher (Pfarrer), der aus Religion ein Geschäft gemacht hatte; daraufhin verließ ihn der Heilige Geist und er verfiel seinen Lüsten und Begierden. Dies gipfelte darin, dass er trotz Überfluss einem Notleidenden nicht half, das heißt der böse Geist, der Teufel, hatte völlig von ihm Besitz ergriffen. Das warf ja Jesus an anderer Stelle den Pharisäern und Schriftgelehrten vor, dass sie Kinder des Teufels waren:

Johannes 8, 44 Ihr (die Pharisäer und Schriftgelehrten; R. B.) habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.

Ähnliches schreibt einmal der Apostel Paulus über degenerierte, christliche Geistliche aus Korinth:

2. Korinther 11, 13-15 13 Denn solche (degenerierte Geistliche; R. B.) sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi. 14 Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. 15 Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken. (Paulus sagt hier nichts anderes, als das degenerierte, christliche Geistliche den Teufel zum Vater haben)

Es scheint ein geistliches Prinzip zu sein, dass derjenige, der völlig seinen Lüsten und Begierden verfallen ist, keine Nächstenliebe mehr aufbringen kann – er ist sozusagen gefangen in sich selbst. Bildlich: Der Reiche vermochte nicht zu dem armen Lazarus vor die Tür zu gehen, um ihm etwas zu geben oder ihn hereinzubitten – schon gar nicht ihn zu heilen, wie es Jesus, Petrus, Paulus, etc. vermocht hätten. Der Reiche war komplett geistlich tot, wenn er auch mit den Lippen bekennen mochte, er sei gläubig.

Die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus zeigt uns also, wie gefährlich es ist, aus Religion ein Geschäft zu machen. Man mag kurzfristig auf lockere (schlaue) Art und Weise Gewinn machen, aber langfristig führt es in den geistlichen Ruin (die totale Unbarmherzigkeit gegenüber Mitmenschen, die mit der Verdammung zum ewigen Aufenthalt in der Hölle bestraft wird) und physischen Ruin (der ewige Aufenthalt in der Hölle).

1. Timotheus 6, 9-10 9 Denn die (Geistliche; R. B.) reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. 10 Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.

„dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre“

Lazarus war nicht nur krank und hungrig, sondern musste auch um sein Leben fürchten. Konnte er wissen, ob die Hunde, die seine Geschwüre leckten, nicht vom Lecken zum Fressen übergehen würden? Lazarus musste den Psycho-Terror des Teufels aushalten, der ihm die Hunde auf den Hals hetzte, während der Reiche sicher in seinem Haus saß und schlemmte.

Es stellt sich die Frage, warum die Sache mit den Hunden überhaupt erwähnt wird. Es ist klar, dass einer, der auf der Straße lebt, von Tieren belästigt wird, die auch draußen leben (Ratten, Mäuse, Hunde, etc.). Die Sache macht nur Sinn, wenn es sich bei den Hunden um Hunde des Reichen und seiner Gottesdienstbesucher handelte. Die Hunde fraßen die Brocken, die von der Festtafel fielen, wenn der degenerierte Geistliche und seine Anhänger wieder einmal feierten (Liebesmahl?). Gleichzeitig ist das Wort „Hund“ ein Bild auf „Ungläubiger“ oder „Heide“ (Jesus gebrauchte dieses Wort einmal gegenüber der heidnischen Syrophönizierin, siehe Markus 7, 24-30). Der reiche Geistliche und seine Anhänger hielten also Lazarus, obwohl er tatsächlich gläubig war – Jesus hätte ihn nicht „Hund“, sondern „mein Sohn“ genannt -, für weniger wert als einen ungläubigen „Hund“ (die vierbeinigen Hunde durften ja wenigstens die Brocken fressen, die von der Festtafel des Reichen fielen, was man Lazarus nicht zugestand), so sehr verachteten sie ihn, nur wegen seiner Armut (und weil er ihnen durch seine Krankheit, die sie nicht heilen konnten, ihren geistlichen Tod  zu Bewusstsein brachte).

22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß“

Wie gesagt, der Arme kam nicht in den Himmel, weil er arm war, sondern weil er an Jesus glaubte. Die Frucht des Glaubens von Bruder Lazarus bestand darin, dass er trotz schwerster Leiden nicht anfing, „das Lied des Reichen zu singen“ (gemäß der Devise: „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing'“), um die Gunst des Reichen und somit Brot und Unterkunft zu erlangen.

Wir hören nichts davon, dass sich Lazarus bei Gott über sein Schicksal beschwerte oder murrte. Er nahm sein Leiden aus Gottes Hand an wie einst der fromme Hiob.

Jakobus 5, 10-11 10 Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. 11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.

Gott erlöste Lazarus wie Hiob von seinem Leiden. Es ist völlig nebensächlich, dass Lazarus‘ Leid durch physischen Tod und Aufnahme in den Himmel endet, während Hiob schon vor seinem Tod erlöst wurde. Entscheidend ist, dass der Fromme nicht ewig leiden muss und Gott das Leiden eines jeglichen Frommen eines Tages beenden wird. An dem Frommen ist es, fromm zu bleiben trotz des Leidens (Hiob drohte zwar einzuknicken, aber durch Elihu’s und Gottes Rat fing er sich wieder und sein Leid wurde ihm zum Segen, weil er sich nach seinen Leiden nicht mehr für gerecht (absolut gerecht wie Gott) hielt – trotz seiner perfekten praktischen Gerechtigkeit, die historisches Faktum war – und auch nicht mehr dachte, Gott mache keinen Unterschied zwischen dem Frommen und dem Gottlosen).

„Der Reiche aber starb auch und wurde begraben“

Der Reiche hatte durch seinen Geiz sein ewiges Heil verloren, das heißt er entschlief nicht sanft in Christus wie der arme Lazarus, sondern der Tod riss ihn mit großer Gewalt aus dem Leben, traf ihn mit voller Wucht. Er starb und war buchstäblich nicht mehr da, vollkommen vernichtet, ausgelöscht.

Psalm 37, 10 Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da; und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg.

23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.“

Interessant, zu Lebzeiten hatte der Reiche aus dem Unglück des Lazarus geschlussfolgert, jener wäre verflucht und würde eines Tages in der Hölle landen – nun war er selbst dort. Kein Denken ist schwerer auszurotten als das Folgende: Hat einer Unglück, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er die Gunst Gottes verloren hat. Auch (degenerierte) Geistliche mögen diesem Denken verhaftet sein, wie der Reiche es war. Allerdings ist solches Denken absolut heidnisch und gottlos bzw. vom Teufel inspiriert. Wenn wir die Bibel lesen, sehen wir, dass auch jene, die durchaus das Wohlgefallen Gottes hatten, immer wieder von Unglück getroffen wurden trotz Gottes prinzipieller Gunst ihnen gegenüber – Unglück muss durchaus nicht immer die Folge dessen sein, dass man die Gunst Gottes verloren hat. Wir dürfen uns das nicht anmaßen, aus dem Unglück anderer zu schlussfolgern, sie hätten die Gunst Gottes verloren. Hiob’s Freunde machten ihm Vorhaltungen, er habe Gottes Gunst verloren, als ihn das Unglück getroffen hatte (sie hingen auch dem primitiven Denken an), aber sie irrten sich sehr. Hiob hatte das Wohlgefallen Gottes. Nur was seine Gesinnung anging, hatte er einen Mangel, der durch sein Unglück offenbar wurde: Er dachte, Gott würde keinen Unterschied machen zwischen dem Frommen und dem Gottlosen und er hielt sich für so gerecht wie Gott, sogar gerechter.

Es ist interessant, wozu Geiz führt. Der Geistliche wird vom Heiligen Geist verlassen und kommt vollständig unter die Herrschaft des bösen Geistes, verfällt dem Teufel, der in ihm das heidnische Denken wirkt: Unglück, immer Folge des Verlustes der Gunst Gottes.

24 Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. 26 Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber.“

Mit der selben Härte, mit der degenerierte Geistliche („Reiche“) zu ihren Lebzeiten Gläubigen, die ein Unglück ereilt hat oder die in Not sind, begegnen, wird Gott ihnen in der Ewigkeit begegnen.

Wir hören nichts davon, dass der Reiche bzw. degenerierte Geistliche, der nun in der Hölle ist und gequält wird bzw. Pein leidet, sich über sein Schicksal beschwert. Er war zu seinen Lebzeiten dem Unglücklichen mit absoluter Härte, mit Unbarmherzigkeit begegnet und dies kam jetzt auf ihn zurück – es war alles vollkommen folgerichtig, wie auch er sich eingestehen musste; und er blieb stumm.

Jakobus 2, 13 Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.

27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual“

Nun zeigt der Reiche bzw. degenerierte Geistliche plötzlich Empathie, und zwar mit seinen leiblichen Brüdern. Zu Lebzeiten hatte er nicht den Glauben aufgebracht bzw. nicht aufbringen wollen, auch Lazarus als seinen wirklichen Bruder zu sehen (sie waren ja beide gläubig und somit geistliche Brüder; mit einem geistlichen Bruder ist man viel enger verbunden als mit einem leiblichen; die leibliche Verwandtschaft zählt nichts im Vergleich zur geistlichen), der in der Not Anspruch auf seine Hilfe gehabt hätte. Das ist auch ein Denken, das kaum auszurotten ist, dass man die leibliche Verwandtschaft über die geistliche Verwandtschaft stellt bzw. die geistliche Verwandtschaft sogar für nichts achtet. Weiße Amerikaner feiern zusammen mit Schwarzen Gottesdienst oder Deutsche zusammen mit Juden oder Wohlhabende zusammen mit Armen, aber nach dem Gottesdienst will man nichts mehr mit seinen geistlichen Brüdern zu tun haben bzw. betrachtet diese außerhalb des Gottesdienstes gar nicht als seine Brüder, will sie außerhalb des Gottesdienstes nicht einmal kennen. Das ist ein Sünde, die das ewige Heil kostet.

Anders ausgedrückt: Wäre Lazarus der leibliche Bruder des Reichen gewesen, er hätte ihm sicherlich geholfen, aber die geistliche Verwandtschaft in Christus zählte nichts für ihn trotz der Tatsache, dass er selbst dem Lazarus das Evangelium von Jesus Christus gepredigt hatte.

Vielleicht gab es auch ein praktisches Problem: Der degenerierte Geistliche sah ja seinen Beruf als reinen Broterwerb – keinesfalls stand für ihn das Gewinnen von Seelen im Vordergrund. Folglich konnte er sich über arme Bekehrte nicht sehr freuen, denn jene konnten wenig dazu beitragen, sein Einkommen zu maximieren. Im Gegensatz dazu freut sich ein treuer Geistlicher über jeden Bekehrten, egal ob er arm oder reich ist, und vertraut bezüglich seiner eigenen Versorgung Gott – reichen die Spenden der Gemeindeglieder für seinen Unterhalt nicht aus, dann arbeitet er eben mit seinen eigenen Händen und verdient sich etwas hinzu. Ein treuer Geistlicher würde sich auch über eine Gemeinde freuen, die nur aus bekehrten Bettlern besteht, was bedeuten würde, dass er seinen ganzen Unterhalt mit seiner Hände Arbeit verdienen müsste (von Bettlern sind ja nicht viele Spenden zu erwarten) und auch noch den bekehrten Bettlern etwas von seinen hart erarbeiteten Einkünften abgeben müsste.

29 Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.“

Nun will er – der Reiche – helfen, aber darf nicht. Sein Anliegen findet kein Gehör.  Seine leiblichen Brüder müssen von ähnlichem Schlag wie er gewesen sein, sonst würde er nicht auch für sie die ewige Strafe des Feuers befürchtet haben – sicherlich waren auch sie Geistliche, die aus Religion ein Geschäft machten. Wenn man aus Religion ein Geschäft macht, „gehen bei Gott die Rollläden runter“ und in Vers 27 bis 31 gewinnen wir einen kleinen Einblick ins Jenseits und was sich dort abspielt in Bezug auf Gott: Er ist für das Anliegen, geldgierige Geistliche zu erretten, absolut nicht offen, das heißt ein Geistlicher, der der Geldgier verfallen ist, das Drängen des Heiligen Geistes, Buße zu tun über die Geldgier, als Wirkung des Teufels betrachtet und schließlich arme Gläubige unbarmherzig in ihrer Not umkommen lässt, hat sich damit um das ewige Heil gebracht.

Die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus ist eine sehr, sehr eindringliche Warnung an Geistliche, aus Religion kein Geschäft zu machen; die Folgen wären dramatisch.

Der Weg eines Geistlichen in den Abgrund:

  • der Geistliche fängt an, sich geistliche Dienstleistungen bezahlen zu lassen, direkt Geld dafür zu nehmen (das erscheint ihm vielleicht relativ harmlos); es geht ihm nicht mehr um das Gewinnen von Seelen, sondern um profanen Broterwerb
  • der Heilige Geist zieht sich von dem Geistlichen zurück und er wird zum Irrlehrer, denn ohne den Geist kann niemand richtig lehren
  • der Geistliche begeht eine Sünde ähnlich der Sünde wider den Geist, indem er das Drängen des Geistes, Buße zu tun über die Geldgier, als Wirkung des Teufels abtut – damit spottet er Gottes, wird zum Spötter
  • der Geistliche fängt an, arme Gemeindeglieder zu misshandeln, weil er eine Gemeinde haben will, die aus reichen Gemeindegliedern besteht, die keine kostspielige Unterstützung brauchen, sondern viel Kirchensteuern zahlen – hohes Kirchensteueraufkommen bedeutet hohes Einkommen des Geistlichen

 

Hinweis:

Das Geniale an der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus ist, dass sich aus der Geschichte selbst ergibt, dass der Reiche ein Geistlicher gewesen sein muss. Dies passt auch perfekt in den Gesamtzusammenhang von Lukas 16.

 

Anmerkung 1

Als Jesus durch den Heiligen Geist böse Geister austrieb, wurde er von den Pharisäern und Schriftgelehrten bezichtigt, er treibe die bösen Geister aus durch den Obersten der Dämonen. Indem die Pharisäer und Schriftgelehrten den Heiligen Geist als Teufelsgeist betrachteten, begingen sie eine Sünde, die nicht vergeben werden kann.

Als die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus verspotteten wegen seiner Lehre über die Haltung, die ein Geistlicher in Bezug auf das Verhältnis von Religion und Geschäft einnehmen soll, sündigten sie eigentlich auch wider den Geist, denn der Geist wirkte mit, wenn Jesus predigte. Sicherlich hatten sie innerliche Kämpfe – sie waren ja auch nur Menschen -, als sie Jesus predigen hörten, aber sie taten das Drängen des Geistes als eine Wirkung des bösen Geistes, des Teufels, ab. So brachten sie sich ins Verderben.

Die Wurzel allen Übels war ihre Geldgier. Geldgier allein ist schon Teufelsanbetung und wer den Teufel anbetet, von dem zieht der Geist sich zurück. Ihre Geldgier ließ sie geistlich degenerieren, was darin gipfelte, dass sie schließlich den Heiligen Geist als Geist Satans betrachteten, im Zusammenhang mit der Austreibung böser Geister durch Jesus und im Zusammenhang mit Jesu Lehre über das Verhältnis von Geschäft und Religion.

Markus 3, 28 Wahrlich, ich (Jesus; R. B.) sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch die Lästerungen, wie viel sie auch lästern mögen; 29 wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig. 30 Denn sie sagten: Er (Jesus; R. B.) hat einen unreinen Geist.

 

Anmerkung 2

Psalm 37, 25 Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen und seine Kinder um Brot betteln.

Psalm 37, 25 ist so gemeint, dass ein Gläubiger, der in Christus bleibt, niemals wird bei Ungläubigen um Brot betteln müssen. Daraus folgt, dass es bei der Begebenheit von dem reichen Mann und Lazarus um eine kircheninterne Angelegenheit gehen muss – sonst wäre ein Widerspruch in der Bibel da.

Eigentlich war Lazarus kein Bettler, sondern ein aus irgendwelchen Gründen (vielleicht Krankheit?) verarmtes Gemeindeglied (es gab keinerlei Grund, Lazarus zu verachten), das eigentlich ein Recht auf Beistand der anderen Gemeindeglieder hatte. Also nicht Lazarus war ein schändlicher Bettler (Parasit, Schmarotzer), sondern der degenerierte Geistliche und seine Anhänger waren schändliche Geizhälse.

 

Mose und die Propheten

„Mose und die Propheten“ kann man erweitern auf die ganze Bibel, die wir heute haben. Warum ist die Bibel bzw. „Mose und die Propheten“ so wichtig? (Degenerierte) Geistliche aller Zeitalter könnten ja behaupten, es wäre der Geist Gottes, der ihnen ihre (falsche) Lehre eingäbe (sie könnten sich also als treue Geistliche hinstellen); z. B. auch die Lehre, es sei nichts dabei, für geistliche Dienstleistungen Geld zu nehmen (den geistlichen Beruf als profanen Beruf zum Zwecke des Broterwerbs sehen). Dann kommt ein treuer Geistlicher oder treuer Christ und widerspricht ihnen. Beide Seiten werfen sich nun gegenseitig an den Kopf, sei seien vom Teufel besessen (Jesus behauptete das von den Pharisäern und Schriftgelehrten und sie von ihm).

Wie kann man nun feststellen, wer den Geist Gottes hat und wer vom Teufel besessen ist?

Ganz einfach: Jener, der den Geist Gottes hat, dessen Lehre entspricht dem Befund der Bibel: Er legt jede einzelne Bibelstelle oder jeden Bibelabschnitt so aus, dass er mit dem Gesamtinhalt der Bibel übereinstimmt. Der treue Geistliche zimmert nicht seine eigene Lehre, sondern lehrt, was der Text sagt, sodass niemals ein Widerspruch ist zwischen der Auslegung einer einzelnen Stelle oder Abschnittes und dem Gesamtinhalt der Bibel.

Jene, die vom Teufel besessen sind, hängen sich immer an einzelnen Versen oder Abschnitten der Bibel auf und zimmern daraus nach ihrem Gutdünken selbst ihre eigene Lehre (da sie den Geist Gottes nicht haben, sind sie durchaus nicht im Stande, die Bibel nach dem oben genannten Verfahren auszulegen), die mit der Lehre auf der Grundlage des Befundes der Bibel wenig oder gar nichts zu tun hat – solche nennt man auch Irrlehrer, Ketzer oder Häretiker.

 

Ist es nicht an den Haaren herbeigezogen, zu behaupten, Lazarus hätte vor der Eingangstür eines Gotteshauses gelegen?

Nein, es gibt mindestens zwei Abschnitte in der Bibel, wo hilfsbedürftige Personen genannt werden, die vor einer Eingangstür eines Gotteshauses saßen oder lagen:

Apostelgeschichte 3, 1-11

Der Gelähmte

1 Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit. 2 Und es wurde ein Mann herbeigetragen, lahm von Mutterleibe; den setzte man täglich vor die Tür des Tempels, die da heißt die Schöne, damit er um Almosen bettelte bei denen, die in den Tempel gingen. 3 Als er nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel hineingehen wollten, bat er um ein Almosen. 4 Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an! 5 Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge. 6 Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! 7 Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, 8 er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott. 9 Und es sah ihn alles Volk umhergehen und Gott loben. 10 Sie erkannten ihn auch, dass er es war, der vor der Schönen Tür des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt hatte; und Verwunderung und Entsetzen erfüllte sie über das, was ihm widerfahren war. 11 Als er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk zu ihnen in die Halle, die da heißt Salomos, und sie wunderten sich sehr.

Hinweis: An dem Handeln von Petrus und Johannes sehen wir, was Jesus bzw. Gott auch von dem degenerierten Geistlichen (der reiche Mann), der Lazarus nicht half, nicht helfen konnte, erwartet hätte: Der Geistliche hätte Lazarus von seiner Krankheit heilen sollen. Das wäre sogar noch wichtiger gewesen, als ihn materiell zu unterstützen.

Johannesevangelium, Kapitel 9

Der Blindgeborene, dem Jesus das Gesicht gab (er saß zumindest in der Nähe des Tempels).

Auch am Handeln Jesu am Blindgeborenen können sich konventionelle Geistliche ein Beispiel nehmen: Genau das ist es, was Gott von ihnen erwartet.

 

Die brennende Zunge des Reichen, der in der Hölle ist, und der Finger des Lazarus

Sicherlich hatte Lazarus zu seinen Lebzeiten den degenerierten Geistlichen oft ermahnt, nicht nur Buße zu tun über seine Geldgier, sondern auch Abstand zu nehmen von Irrlehren (wer weiß, wie viele Seelen der Reiche durch seine Irrlehren in den Abgrund gerissen hat). Zu seinen Lebzeiten war dem Reichen der erhobene Zeigefinger des Lazarus sicherlich verhasst und vermutlich wünschte er, dass er ihm abfaulen würde im Zusammenhang mit seiner Krankheit. Umgekehrt musste Lazarus zu seinen Lebzeiten innerlich sehr betrübt gewesen sein über die böse Zunge des Reichen – sie fast hassen -, die eine verbale Dreckschleuder bzw. Giftspritze (Irrlehren) war. Es ist interessant, dass der Reiche, der in der Hölle ist, genau an dem Glied seines Körpers am meisten bestraft wird, mit dem er den meisten Schaden angerichtet hat: seiner Zunge. In der Hölle drehen sich die Verhältnisse um: Wie der Reiche auf Erden gewünscht hätte, Lazarus‘ erhobener Zeigefinger würde abfaulen (vielleicht hatte Lazarus ja tatsächlich auch Geschwüre an den Fingern gehabt, was extrem schmerzhaft gewesen wäre), so brennt jetzt seine Zunge – vielleicht schlimmer als die schwer entzündete Zunge irgendeines Kranken zu seinen Lebzeiten auf Erden.

Zu Lebzeiten mochte der Reiche so gedacht haben: Wenn meine Lehre falsch wäre, würde mich Gott nicht mit so vielen Reichtümern gesegnet haben und segnen und wenn Lazarus‘ Lehre richtig wäre, hätte Gott ihn nicht mit dieser schlimmen Krankheit geschlagen. Es war allerdings nicht Gott, sondern der Teufel, der den Reichen immer reicher werden ließ und Lazarus immer ärmer. Der „Arbeitgeber“ aller Irrlehrer ist der Teufel und er zahlt ihnen „pünktlich“ ihren vollen Lohn (siehe Auslegung des Gleichnisses vom ungerechten Verwalter). Wer richtig lehrt, ist wie einer, der seine „Arbeitsstelle“ beim Teufel verloren hat und deshalb darben muss – bis Gott eines Tages den Teufel in die Hölle werfen wird, ist er nun mal der Gott dieser Welt; eine Sache, die wir nie vergessen sollten.

Es gibt nur ein Kriterium, nach dem man die Richtigkeit einer Lehre beurteilen darf: Entspricht sie dem Befund der Bibel? Wer bei der Beurteilung der Lehre eines Predigers nach den äußerlichen Befindlichkeiten der Person des Predigers geht, statt sie am Befund der Bibel zu messen, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Fehlurteil gelangen und ggf. das Schicksal des reichen Mannes teilen.

Jakobus 3, 1-12 1 Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden; und wisst, dass wir ein desto strengeres Urteil empfangen werden (diese bittere Erfahrung musste der Reiche in der Hölle machen; R. B.). 2 Denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten. 3 Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. 4 Siehe, auch die Schiffe, obwohl sie so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt. 5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an (man kann mit Irrlehren unvorstellbar großen geistlichen und materiellen Schaden anrichten; R. B.). Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet’s an! 6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet (Irrlehren sind sehr schwere Sünden und so wird der Leib des Irrlehrers befleckt; R. B.) 7 Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, 8 aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes (Irrlehren; R. B.). 9 Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen (nicht durch Schimpfworte, sondern durch Irrlehren; R. B.), die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. 10 Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder. 11 Lässt auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? 12 Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben.

Hätte doch der degenerierte Prediger einfach treu in einem weltlichen Beruf (Zimmerer, Bäcker, Maurer, Schneider, Bauer etc.) gearbeitet, wo es ganz legitim ist, nur auf Broterwerb aus zu sein, und es Gott überlassen, ob er ihn eines Tages in ein geistliches Amt, wo es dem Amtsinhaber um das Gewinnen von Seelen und Seelsorge gehen muss, berufen wolle oder nicht, dann wäre ihm sein schlimmes Schicksal erspart geblieben – „werdet nicht viele Lehrer!“.

 

 

 

 

 

 

 

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